In einer Waldorfschule findet in den ersten beiden Stunden eines jeden Tages in den Klassen 1 bis 8 der Hauptunterricht statt. Teil dieses Hauptunterrichts ist es, sich drei oder vier Wochen lang mit einem Thema intensiv zu beschäftigen. In der Klasse 3/4 unserer Schule stand in den letzten drei Wochen vor den Herbstferien eine Ackerbau-Epoche auf dem Programm. Hier galt es sowohl auf dem Acker mit beiden Händen anzupacken, als auch über verschiedene Lerninhalte die kognitiven Fähigkeiten zu schulen.
Den Auftakt der Epoche bildete die Kartoffelernte auf dem Schulacker. Unterstützung bekamen Klassenlehrerin Monika Freiling und ihre Schülerinnen und Schüler von einem der Schule zugewandten Rentner, Herrn Zell, und seiner 13-jährigen Kaltblut-Stute Anni. Nachdem die Kinder ersten Kontakt mit Anni aufnehmen konnten und etwas über Kaltblüter erfuhren, sahen sie zu, wie Anni fürs Pflügen bereit gemacht wurde.
Als erstes wurde dann der Acker ab gesenst. Die Kinder harkten das Kraut zusammen und brachten es mit Schubkarren zum Komposthaufen.
Dann ging es mit Pferd und Pflug über den Acker. Dies war ein gar kein so leichtes Unterfangen: Das Pferd auf Spur zu halten, den Pflug im richtigen Winkel in die Erde stechen zu lassen, nicht zu schnell und nicht zu langsam … Doch nach den ersten Furchen ging es immer besser.
Die Kinder hatten alle Hände voll zu tun, die dicken Kartoffeln, die der Pflug ans Tageslicht förderte, aufzusammeln. Anschließend fuhren sie die Kartoffeln in Schubkarren zum Trocknen in den Schuppen.
Nach sechs Stunden harter Arbeit sollte der Tag erst einmal beendet sein. Doch folgten noch viele weitere arbeitsame und lehrreiche Tage.
Um das Feld für die nächste Wirtschaft vorzubereiten, zogen die Schülerinnen und Schüler eigenhändig eine Egge diagonal über das Feld. Die groben Erdschollen, die beim Pflügen entstanden, konnten auf diese Weise fein zerkrümelt werden. Dabei saß immer ein Kind auf der Egge, damit die Egge in den Boden greifen konnte. Den größten Spaß hatten sie, als ihre Lehrerin auf der Egge Platz nahm und sie sie mit vereinten Kräften über den Acker zogen. Da es aber unmöglich war, die gesamte Fläche auf diese Weise zu bearbeiten, bekam die Klasse noch einmal Unterstützung von einem Klassenvater, Herrn Stubbemann, der das Feld maschinell bearbeitete. Zusammen mit ihrer Gartenbaulehrerin, Frau Meyer, konnte die Klasse nun den Roggen einsäen.
Unsere 3. und 4. Klässler:innen lernten in dieser Epoche vieles über das Leben und die anfallenden Arbeiten auf dem Bauernhof. Die Lerninhalte wurden im selbstgeschriebenen Epochenheft in Schreibschrift festgehalten und mit gemalten und gezeichneten Bildern veranschaulicht.
Den Abschluss dieser Epoche bildeten drei Projekttage direkt vor den Ferien. Dabei drehte sich alles um die gelbe Knolle: Wie kam die Kartoffel nach Europa? Wie wurde sie anfangs gesehen und später genutzt? Wie entwickelt sich eine Kartoffelpflanze? Wie ist ihr pflanzlicher Aufbau? Welche Teile der Kartoffel sind essbar, welche sind giftig? Welche Feinde hat eine Kartoffel?
Neben der weiteren Ausgestaltung des Epochenheftes wurden die Kinder zudem noch kreativ: Sie schnitzen Stempel aus einigen Kartoffeln und gestalteten Grußkarten.
An jedem dieser drei Projekt-Tage wurde abschließend etwas aus Kartoffeln gekocht: Pellkartoffeln mit Kräuterquark, Kartoffelsalat und Kartoffelpuffer mit Apfelmus. Dabei strömten herrliche Düfte durch die Schule und so manch ein/e Lehrer/in und Schüler/in anderer Klassen verirrte sich zu den 3. und 4. Klässler/innen, um zu kosten.
Als auch der letzte Tag geschafft war, konnten die Kinder noch eine Tüte Kartoffeln mit nach Hause nehmen.
Text und Fotos: Marieke Bielefeld
Noch vor nicht so langer Zeit, Ende letzten Schuljahres, präsentierten die Achtklässler_innen ihre Jahresarbeiten vor dem Publikum. An einem warmen Donnerstag im Juli herrschte aufgeregte Stimmung in der Klasse 8/9.
Am Morgen wurden noch die letzten Vorbereitungen getroffen. In der 3. Stunde wurden die Ergebnisse von Fleiß und Durchhaltekraft den Schüler_innen der Klassen 4/5 und 6/7 gezeigt und vorgestellt.
Mit großem Interesse wurden die restaurierte Schminkkommode von Wolke, das Bett von Charlotte, der Computer von Nico,
die Hundebar von Bennet,
das Hochbeet von Nils,
die Industrielampe von Moya,
und das Pflanzregal von Kjell bewundert.
Am Nachmittag präsentierten schon deutlich lockerere Achtklässler_innen ihre Werke auch vor den Eltern. Lautes Lachen, Fragen und viel Lob hallten im Foyer. Nach dem offiziellen Teil schauten sich die Eltern die ausgestellten Achtklassarbeiten näher an, während sich die stolzen und erleichterten Achtklässler_innen zusammen mit den Neuntklässler_innen, die sie mit Rat und Tat den ganzen Tag lang unterstützt hatten, in eine ruhige Gartenecke verzogen. Welch ein erfolgreicher und schöner Tag!
Text und Foto: Magda Kacicnik
Eine Woche lang bauten die Schüler und Schülerinnen der 2. und 3. Klasse im Hauptunterricht, in ihrem Klassenraum an ihren Traumhäusern aus Naturmaterialien.
So individuell wie die Kinder, waren auch die Ergebnisse. Die Häuser wurden dann, am darauffolgeden Montag, für die anderen Klassen ausgestellt.
Um das neunte Lebensjahr herum durchleben die Kinder eine Entwicklungsphase, in der ihr selbstverständliches Sich-Verbunden-Fühlen mit der Welt abreißt. Die Waldorfpädagogik bezeichnet diesen Entwicklungsschritt auch als „Rubikon". Die Kinder empfinden in dieser Zeit häufig eine große Verunsicherung in ihren Beziehungen zu Mitmenschen und ihrer Umwelt. Daher ist in der zweiten/dritten Klasse die Hausbauepoche ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts.
Die Kinder lernen nun besonders die praktische Arbeit kennen und schlagen eine neue Brücke zur Welt, indem sie sich tätig mit ihr verbinden.