Am vergangenen Dienstagabend, 30.4.2024, präsentierten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7/8 der Waldorfschule Bruchhausen-Vilsen stolz ihre Theateraufführung "Momo" von Michael Ende. Was dieses Schauspiel so besonders machte, war die Tatsache, dass es sich um das Ergebnis einer intensiven mehrwöchigen Projektarbeit der Klasse handelte.
Unter der fachkundigen Leitung ihrer hoch engagierten Klassenlehrerin Frau Bulling wurde das Stück einstudiert und inszeniert. Trotz begrenzter finanzieller Mittel gelang es der Klasse, eine beeindruckende Low Budget Produktion auf die Beine zu stellen. Das Bühnenbild wurde in Zusammenarbeit mit dem Kunstlehrer Herr Rameil von den Schülerinnen und Schülern selbst gestaltet, während die Kostüme teilweise vom Süstedter Kostümverleih zur Verfügung gestellt wurden und zum Teil aus dem Schulfundus stammten bzw. von der Handarbeitslehrerin Frau Wöltjen genäht wurden. Frau Bulling begrüßte das Publikum in der bis zum letzten Sitzplatz gefüllten Heimatscheune in Martfeld herzlich und erzählte von den Vorbereitungen, Aufregungen und der Vorfreude der jungen Menschen.
Die Texte wurden sicher vorgetragen und das Publikum war sichtlich beeindruckt von der Leidenschaft, mit der die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler ihre Rollen verkörperten. Neben den schauspielerischen Leistungen wurde auch gesungen und getanzt. Die Darbietung war geprägt von Enthusiasmus und Professionalität, was sich in einem tosenden Applaus seitens des Publikums widerspiegelte. Einzelne munkelten, es sei das beste Achklass-Theaterstück gewesen, was sie je gesehen hatten.
Es war erstaunlich zu sehen, zu welchen Leistungen die Schülerinnen und Schüler fähig sind, wenn Schule nicht nur darauf abzielt, Fachkompetenzen anzutrainieren. Das Stück "Momo" erwies sich als aktueller denn je, da es die Geschichte eines Mädchens erzählt, das seinem Herzen folgt, während die Menschen um sie herum zunehmend von den grauen Herren dazu gebracht werden, ihre Zeit stehlen zu lassen und in die Hektik des Alltags zu verfallen.
Die Botschaft des Stücks, dass wahres Glück nicht im Streben nach Erfolg und Reichtum liegt, sondern im bewussten Umgang mit der Zeit und im Wiederentdecken des wahren Werts des Lebens, berührte die Zuschauer zutiefst. "Momo" regte zum Nachdenken an und zeigte eindringlich auf, wie wichtig es ist, sich nicht von der Oberflächlichkeit des Alltagslebens vereinnahmen zu lassen.
In einer Zeit, in der Zeit ein kostbares Gut ist, erinnert uns die Aufführung der Klasse 7/8 daran, dass es im Leben auf die kleinen, aber bedeutungsvollen Momente ankommt. Die Schülerinnen und Schüler haben gezeigt, dass sie nicht nur fähig sind, ein Theaterstück auf die Bühne zu bringen, sondern auch, die Herzen ihres Publikums zu berühren und zum Nachdenken anzuregen. Es war eine gelungene Vorstellung, die uns alle daran erinnerte, was im Leben wirklich zählt.
Das Theaterstück wird am Donnerstag, 2. Mai 2024, noch einmal um 18h in der Heimatscheune in Martfeld aufgeführt. Sowohl Frau Bulling als auch die Jungschauspieler freuen sich über ein großes begeisterungsfähiges Publikum und laden alle Interessierten herzlich ein. Eintritt frei!
Text und Foto: Beatrix Kirchheck
"MOMO" - DAS THEATERPROJEKT der 7./8. Klasse
der Freien Waldorfschule Bruchhausen-Vilsen am:
-Dienstag 30.04.2024 um 18 Uhr und am
-Donnerstag 02.05.2024 um 18 Uhr
in der: HEIMATSCHEUNE Martfeld, Verdener Str. 1, 27327 Martfeld
Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.
Unsere Schülerin Thea aus der 7./8. Kl. gab uns während der Proben bereits einige Antworten auf Fragen:
Herr Rameil: Liebe Thea, hast Du bereits Erfahrungen als Schauspielerin?
Thea: Ja. Ich habe beim Krippenspiel die Rolle der Maria gespielt und vorher schon einmal bei einem anderen Theaterprojekt mitgemacht.
Herr Rameil: Welche Rolle übernimmst du in diesem Stück?
Thea: Als Nino spiele ich den Wirt und habe eine Frau und einige Freunde.
Herr Rameil: Wieso hast du dich für diese Rolle entschieden?
Thea: Ich spiele sehr gerne auf der Bühne und auch gerne laut, vor allem, weil ich da das genaue Gegenteil von mir im Alltag bin.
Herr Rameil: Worum geht es denn überhaupt in dem Theaterstück "MOMO"?
Thea: In dem Theaterstück geht es um ein kleines Mädchen namens Momo. Sie wohnt in einem Amphitheater und hat keine Eltern, aber viele nette Freundinnen und Freunde.
Ihre Begabung ist es, zuzuhören. Alleine durch ihr Zuhören schlichtet sie Streitereien. Aber nach einer Weile kommt niemand mehr zu ihr, weil sie dafür keine Zeit mehr haben, da ihnen die Zeit von Zeitdieben, den grauen Herren, geklaut wird.
Zum Schluss ist Momo die Letzte, der noch keine Zeit gestohlen wurde. Sie macht sich auf den Weg, um ihre Freunde zu suchen.
Seit den Sommerferien gab es in der Klasse 7/8 nur ein Thema: „Was mache ich für ein Projekt in der Achtklassarbeit?“ Es wurde gehämmert,
gebohrt, gebastelt, gemalt, getöpfert, gefilzt usw. und nach vielen Stunden waren die Kunstwerke samt Projektmappen und Vorstellungen für die große Präsentation am 12. Januar 2024 bereit. Vormittags durfte die Schulgemeinde alles bewundern und am Nachmittag waren die Eltern dran. Unter großer Aufregung präsentierten die Schülerinnen und Schüler der 7/8 Ihre Meisterwerke und erzählten mit Herzblut, wie sie zu ihrer Idee gekommen sind, wie sie die Herausforderung gemeistert haben und zeigten stolz ihre Werke. Und es konnte sich alles sehen lassen: ein aufgepimptes Dinocar, selbstgestaltete Kochbücher und ein Kochadventskalender, gefilzte Waldtiere, ein selbstkreiertes Babybuch, eine selbst entworfene und gedruckte Drohne, ein ferngesteuertes Auto, getöpferte Figuren, selbstgezüchteter Tabak, ein selbst genähtes Kostüm, selbstgebautes OutdoorZelt (Shelter), ein nachgebauter Bunker, selbstgebaute Musikboxen, ein Catwheel und ein selbstgenähtes
Indianerspiel. Aber auch zwei nicht handwerkliche Kunstwerke wurden dargeboten: ein Klavierstück und Zauberkünste. Einzigartig, wie kreativ
junge Menschen sind, wenn man sie ohne Druck und Zwang machen lässt. Wie beflügelt ihre Phantasien WunderWERKE hervorbringt. Die
Darbietungen waren sehr kurzweilig und es war eine große Freude, diese jungen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes begeistert zu
sehen. An dieses Projekt und dessen Darbietung werden sie sicherlich stolz noch sehr lange zurückdenken.
Text Beatrix Kirchheck
Foto Olga Taha
Die Elternschule öffnet ihre Türen für faszinierende Einblicke in ganzheitliches Lernen und Lehrmethoden
Am 23. September 2023 öffnete die Waldorfschule ihre Türen zur Elternschule, in der die Erwachsenen eine wunderbare Möglichkeit erhielten, in das Unterrichtsgeschehen, welches ihre Kinder täglich erleben dürfen, eingeführt zu werden und dabei eigene Erfahrungen zu machen. Besonderes Interesse galt dem “bewegten Klassenzimmer", einer Unterrichtsmethode, die darauf zielt, die Sinne zu schulen, um junge Schüler wie Erst-, Zweit-, oder Drittklässler überhaupt aufnahmefähig für den Lernstoff zu machen. Unsere moderne Lebensweise bringt mit sich, dass etliche Sinne im Einschulungsalter der Kinder noch nicht voll ausgereift sind. Das kann beispielsweise zu Schwierigkeiten im Schreiben und Lesen führen. Das Üben, auf einem Bein zu stehen oder zu balancieren, lässt dagegen den Gleichgewichtssinn nachreifen und zieht eine verbesserte Aufnahmebereitschaft für bestimmte Lehrinhalte nach sich. Außerdem wird natürlich dem Bewegungsdrang der Kinder Rechnung getragen. So klettern, springen, balancieren die Erstklässler zu Beginn eines jeden Schultages nach Anleitung der Klassenlehrerin auf kleinen, dafür angefertigten Holzbänkchen, bevor sie sich vor diesen niederlassen, um Schreib- oder Rechenaufgaben zu lösen.
Im darauf folgenden Englischunterricht wurden die Eltern auf eine faszinierende Reise durch die Welt der englischen Sprache mitgenommen. Durch Lieder, Reime und Bewegung wurden nicht nur die Grundlagen der Sprache vermittelt, sondern auch eine Brücke zwischen Literatur, Kunst und Sprache geschlagen. Dieser ganzheitliche Ansatz erstreckt sich von der 1. Klasse bis hin zur Oberstufe und fördert eine tiefe Verbindung zu der Sprache, die über das reine Auswendiglernen hinausgeht.
Im Unterricht der Mittel- und Oberstufe war zu erkennen, dass die klaren Trennungslinien zwischen Schulfächern immer mehr verwischen. So war eine Unterrichtseinheit der 7./8. Klasse der Entdeckung der Erde gewidmet. Hier trafen sich geschichtliche, geographische, mathematische und künstlerische Aspekte, die das Zeitalter der Entdeckungen und Erfindungen erklärten.
Ebenso wurde ein Einblick in die spannende Welt der Mathematik geboten. Die Schüler der Klasse 9/10 hatten ein Feldmesspraktikum absolviert, bei dem sie eine Landfläche vermessen durften. Auch diese Erfahrung wurde zu einem fächerübergreifenden Abenteuer, das Physik, Mathematik, Geografie, Erdkunde und Geschichte miteinander verband. Die Eltern erhielten Einblicke in die Geschichte der Längenmaße, von antiken Methoden bis zu modernen Geräten, die heute verwendet werden, um Landflächen zu vermessen.
Nach diesem lehrreichen Tag tauschten wir unsere Eindrücke bei Kaffee und Keksen aus und waren alle begeistert. Wir freuen uns auf die nächste öffentliche Elternschule mit weiteren inspirierenden Erlebnissen.
Text: Cassandra Patton
Bild: Cassandra Patton